Von einer Idee zum neuen Buch
Wasserpferde: Hippokampen oder Kelpies
Als ich fragte, welches mythische Wesen in meiner nächsten Mittsommerlegende vorkommen soll, kam der Vorschlag, ein Kelpie zu nehmen. Für meinen Roman habe ich das Wasserpferd kreativ umgesetzt, aber ich möchte euch die Ursprünge vorstellen, denn es sind faszinierende Wesen, die die Menschen seit Jahrhunderten in den Bann schlagen. Ob Hippokampen, Kelpies oder andere Wasserwesen – sie spielen eine zentrale Rolle in vielen Legenden und Mythologien.
Was sind Wasserpferde?
Wasserpferde sind magische Kreaturen, die in Mythen verschiedener Kulturen vorkommen. Diese Wesen, die an Land als Pferde erscheinen und auch im Wasser leben können, symbolisieren oft die wilde und unberechenbare Natur des Wassers. Sie sind in vielen Formen und unter verschiedenen Namen bekannt, aber ihre Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie eng mit Wasser, Stärke und Mystik verbunden sind.
Hippokampos – Das majestätische Wasserpferd der griechischen Mythologie
In der griechischen Mythologie wird der Hippokampos als majestätisches Wesen beschrieben, das halb Pferd und halb Fisch ist. Diese Wasserpferde zogen die Streitwagen der Meeresgötter, insbesondere von Poseidon, dem Gott des Meeres. Sie galten als kraftvolle und schützende Wesen, die das Wasser beherrschten und Seefahrer vor Stürmen und Gefahren schützen konnten.
Die Hippokampen (Plural von Hippokampos) wurden in der antiken Kunst oft als prunkvolle und edle Kreaturen dargestellt. In Tempeln und auf Mosaiken sind sie häufig in Begleitung von Poseidon und anderen Meeresgöttern zu sehen.
Besonders schön finde ich ihre Abbildungen auf Amphoren und Kratern, die man zum Beispiel im Neuen Museum in Berlin bewundern kann.
Kelpie – Das unheilvolle Wasserpferd der schottischen Legenden
In den schottischen Highlands erzählt man sich von einem gefährlichen Wasserwesen, dem Kelpie. Im Gegensatz zum edlen Hippokampos ist das Kelpie ein Gestaltwandler, der oft in der Gestalt eines schwarzen Pferdes auftaucht. Es lebt in den Tiefen der Flüsse und Seen und soll Menschen anlocken, um sie in die Wasserwelt zu ziehen und zu ertränken. Besonders Kinder und Frauen werden in den Legenden als Opfer dieser Kreatur beschrieben.
Das Kelpie steht symbolisch für die Gefahren der Natur, insbesondere die unerbittliche und oft unberechenbare Kraft des Wassers. Die schottischen Legenden warnen vor der Schönheit und Anziehungskraft des Wesens, das in Wirklichkeit Tod und Verderben bringen kann.
Interessanterweise kann das Kelpie auch seine Gestalt ändern und als wunderschöner Mensch erscheinen, um Reisende zu täuschen. Dies unterstreicht seine zwielichtige Natur und macht ihn zu einer der faszinierendsten und unheimlichsten Kreaturen der keltischen Mythologie.
Nuckelavee – Der dunkle Verwandte des Kelpie
Ein weiteres schottisches Wasserwesen, das oft im Zusammenhang mit dem Kelpie genannt wird, ist der Nuckelavee. Im Gegensatz zum Kelpie hat dieses Wesen noch düsterere Züge und wird als eine furchterregende Mischung aus Pferd und Mensch beschrieben (Mich erinnert diese Darstellung an die griechischen Kentauren, die auch oft als wild und gefährlich dargestellt wurden.).
Es bringt Krankheit und Zerstörung und gilt als eines der bösartigsten Wesen in der schottischen Folklore.
Wasserpferde in anderen Kulturen
Auch in anderen Kulturen finden sich Mythen und Legenden über Wasserpferde. In der nordischen Mythologie gibt es das Wesen Nykr oder Näkki, das in Flüssen und Seen lebt und Menschen in die Tiefen zieht (aber nicht unbedingt als Pferd). In der keltischen Mythologie taucht zudem das Wesen des Each Uisge auf, ein weiteres Wasserpferd, das Menschen verschlingt.
Die Symbolik der Wasserpferde
Wasserpferde sind mehr als nur Fabelwesen. Sie symbolisieren die Dualität der Natur: Schönheit und Gefahr, Freiheit und Zerstörung. Besonders in Küstennähe lebende Kulturen sahen im Wasser stets eine Lebensquelle, aber auch eine unberechenbare Gefahr. Wasserpferde dienten oft als Warnung vor den Launen der Natur.
Die Faszination der Wasserpferde in der Mythologie
Wasserpferde wie der Hippokampos, das Kelpie und ihre verwandten Wesen sind tief in der Mythologie verwurzelt. Ihre Geschichten erzählen von der wilden und mystischen Kraft des Wassers, das zugleich Leben spenden und zerstören kann. Ihre Bedeutung in den Kulturen der Welt zeigt, wie wichtig das Element Wasser für das menschliche Leben war und noch immer ist – sowohl als Quelle von Nahrung und Wohlstand als auch als unvorhersehbare Gefahr.
»Einsame Seelen« – ein Wasserpferd in Bedrängnis
Leserwünsche sind mir Befehl, für die Ausführung habe ich mir die Freiheit erlaubt, ein besonderes Wasserpferd zu kreieren: Alessio war einst das Lieblingstier des Poseidon, ein Hippokampos. Da der Meeresgott einen Begleiter wollte, der ihn nicht nur durch die Fluten trägt, sondern auch auf den Olymp begleitet, schenkte er seinem Reittier die Fähigkeit, sich in ein Pferd und in einen Menschen zu verwandeln. Überdies kann Alessio nicht sterben und seine Wunden heilen besonders schnell.
Im Gegensatz zu den Göttern musste er weiterzuexistieren, als alle Zauberwesen um ihn herum verschwanden.
Menschen nannten ihn Kelpie, ein Wesen, das sie fürchtete. Schließlich fand ihn ein Sidhe aus der Anderswelt und nahm ihn zu sich. Ein neuer Herr, der ihm Zügel anlegt. In »Einsame Seelen« erzähle ich Alessios Geschichte.
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