Mittsommerlegende: Mit Zimt und Tiger
Mittsommerlegende – Mit Zimt und Tiger
Klappentext:
Robin hat Kierans Leben komplett auf den Kopf gestellt. Er wurde zum Wandelwolf und Teil einer Familie, die nur so von Magie und Liebe überquillt. Die zehnjährige Enid erklärt sich kurzerhand zu seiner Nichte, und sobald sie ihn »Onkel Kiri« nennt, schmilzt sein Herz. Als sie im Zoo einen Tigerwandler entdeckt, wünscht sie sich seine Befreiung, und natürlich kann ihr niemand diese Bitte abschlagen.
Während ihre Väter die Mission Tigerrettung angehen, bleibt für Kieran die Aufgabe, das Mädchen mit einem Ausflug zum Striezelmarkt abzulenken. Hätte er sich doch lieber für die riskante Befreiungsaktion gemeldet, denn das weihnachtliche Brimborium übersteigt seine Leidensfähigkeit.
Diese Weihnachtsgeschichte bildet das kuschelige Finale der Reihe Mittsommerlegende.
Das Taschenbuch hat 100 Seiten.
Leseprobe aus »Mittsommerlegende – Mit Zimt und Tiger«
»Schön, dass du die Einladung angenommen hast. Als Robins Lebensretter bist du irgendwie auch meiner.«
Magnus lächelte milde. »Nett, dass du es so siehst.«
Die Ohren standen ihm, er sah anziehend aus. Kraftstrotzend und lebendig trotz der Eiseskälte, die seine Finger verströmten.
»Wollt ihr noch ein bisschen Händchen halten oder bekomme ich ebenfalls eine Umarmung?« Mit verschmitztem Grinsen stellte sich Jo auf die Zehenspitzen und küsste Kierans Wange.
»Du riechst so verführerisch, Jo, nach Zimt und Liebe, zum Anknabbern.«
»Untersteh dich«, erwiderte der dunkelblonde Mann lachend. »Du darfst aber meine Plätzchen kosten.«
»Klingt ebenso verlockend«, entgegnete Kieran und trat hastig einen Schritt zurück.
Zum Anknabbern? Für einen Moment hatte er wirklich das Bedürfnis verspürt, die Zähne zu benutzen. Sein Wolf schien sich nicht darum zu scheren, dass Jo ihm nicht gehörte. Wobei es gar nicht der Drang war, über ihn herzufallen. Einfach nur Freude. Sein weihnachtlich-anheimelnder Duft und die herzliche Art. Dieses festliche Brimborium machte Kieran ganz kirre. Er war jetzt Teil einer Familie.
Magnus räusperte sich. »So ging es mir anfangs auch«, kommentierte er. »Man weiß gar nicht, wohin mit all der Liebe, die aus einem herausquellen will.«
Jeder andere wäre vermutlich eifersüchtig, er streichelte seinem Partner lediglich über die Wange und schaute zu, wie das vierbeinige Familienmitglied, ihre Yorkshirehündin Arie, willkommen geheißen wurde.
»Wo ist mein Lieblingswolf?«, fragte Jo. »Ich hab seine Lieblingskekse gebacken.«
»Robin ist gleich da, zieht sich nur rasch was über.« Augenblicklich stieg Kieran Hitze ins Gesicht und er verfluchte sich für die unbedachten Worte.
»Ihr liegt so spät noch im Bett?«, erkundigte sich Enid.
»Hm, nein, eigentlich …«
Alessio und Robin kamen Hand in Hand die Treppe herunter und lenkten die Aufmerksamkeit des Mädchens auf sich. Es stürmte ihnen entgegen und nahm sie in Beschlag.
»Können wir uns kurz unterhalten?« Unauffällig deutete Magnus in Richtung Bibliothek. Scheinbar wollte er die Ablenkung nutzen, um allein mit Kieran zu sprechen.
Die Bemerkung mit dem Anknabbern ist ihm wohl doch auf den Magen geschlagen.
Nachdem der Vampir die Tür sorgsam verschlossen hatte, fragte er: »Könntest du Jo mit zum Striezelmarkt nehmen?«
Überrascht legte Kieran den Kopf schief. »Na klar, sehr gern. Willst du auch mitkommen?«
»Eigentlich hatte ich versprochen, mit Jo dahin zu fahren. Er liebt diesen Kitsch. Ich sollte das gern für ihn machen. Es fällt mir jedoch echt schwer, dieses ganze Geglitzer zu ertragen. Er kennt mich natürlich, daher kam ihm die Idee, sich bei euch einzuklinken. Du willst ja ohnehin mit Enid nach Dresden.«
»Ich würde mich freuen.«
»Jo meinte, wegen deines Wolfes brauchst du vielleicht Unterstützung. Hat er recht?«
»Leider ja«, gab Kieran nach kurzem Zögern zu. »In Menschenmengen überkommt mich das Gefühl zu ersticken. Ich hätte ihn wirklich gern dabei.«
»Könntest du ihm das so sagen?«, bat Magnus.
»Aber sicher. – Hat das einen bestimmten Grund?«
»Ich möchte, dass er merkt, wie wichtig er ist, nicht nur für mich. Manchmal zweifelt er an sich, weil er ein Mensch ist, unsterblich zwar, jedoch ohne Fähigkeiten.«
Kieran verstand augenblicklich. »Jo wird erkennen, wie unverzichtbar er für uns ist. Sich in einen Wolf verwandeln zu können ist eher eine Last als eine Gabe.«
© 2024 Sabine Reifenstahl