Lichtverschmutzung: Vom Verlust der Dunkelheit, der Sterne und unserer Geschichten
- Sabine Reifenstahl
- 24. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Lichtverschmutzung: Vom Verlust der Dunkelheit und was wir tun können
Die Nacht war einst ein Ort der Stille, der Dunkelheit und des Staunens. Heute ist sie vielerorts nur noch ein matter Abglanz ihrer selbst – überstrahlt von Straßenlaternen, Werbetafeln und Scheinwerfern. Lichtverschmutzung betrifft nicht nur Astronomen. Sie verändert Ökosysteme, stört unseren Biorhythmus und raubt uns ein Stück kultureller und emotionaler Tiefe.
Der Himmel als Ursprung der Geschichten

Unsere Vorfahren lebten mit einem Himmel, der in dunklen Nächten vor Sternen überquoll – ein Anblick, der Ehrfurcht, Neugier und Fantasie entfachte. Orion jagte durch die Nacht, Kassiopeia thronte über den Wolken, und aus dem Funkeln der Milchstraße wurden Mythen geboren. Ohne dieses strahlende Himmelszelt hätte es keine Sternbilder, keine Göttergeschichten, keine poetischen Deutungen des Kosmos gegeben.
Mit dem Verlust der Dunkelheit verlieren nicht nur die Sichtbarkeit vieler Sterne, uns wird auch die Verbindung zu den alten Geschichten, zum kulturellem Erbe geraubt, zu einer Symbolsprache, die uns über Jahrtausende begleitet hat.
Was Licht mit der Natur macht
Künstliches Licht in der Nacht bringt viele Biorhythmen durcheinander – mit unabsehbaren Folgen für Pflanzen, Tiere und Menschen.
Insekten sterben, weil sie von Lichtquellen angezogen werden und dort verenden. Vögel verlieren ihre Orientierung, Pflanzen verändern ihr Wachstum, und nachtaktive Tiere finden keine Dunkelheit mehr zum Jagen oder Ruhen. Die Folge: ganze Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht.
Mehr Informationen: Paten der Nacht
Was Licht mit uns macht
Auch unser Körper braucht Dunkelheit. Melatonin, das Schlafhormon, wird nur bei Dunkelheit produziert. Zu viel Licht in der Nacht kann Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und sogar depressive Verstimmungen fördern. In Städten, wo die Nacht zum Tag wird, sind die Auswirkungen besonders spürbar.
Hier geht es zu einem interessanten Artikel einer Schülerin der 9. Klasse, denn das Problem geht uns alle an.
Was Licht mit unserer Seele macht
Der Blick in einen sternenübersäten Himmel war für viele Generationen Quelle von Poesie, Philosophie und Spiritualität. Heute sehen wir in Städten oft nur noch eine Handvoll Sterne – wenn überhaupt. Der Verlust der Dunkelheit ist auch ein Verlust von Romantik, von Staunen und von Geschichten, die uns mit dem Kosmos verbinden.
Inzwischen wird aktiv gegengesteuert, mit ausgewiesenen Dark Sky Parks.
Orte der Dunkelheit – Wo Sterne noch funkeln
Trotz allem gibt es sie noch: Orte, an denen die Nacht wirklich dunkel ist und der Himmel in voller Pracht erstrahlt. In Deutschland wurden mehrere Regionen als sogenannte „Sternenparks“ ausgezeichnet – Gebiete, in denen Lichtverschmutzung gezielt reduziert wird.
Hier eine Auswahl:
Sternenpark Westhavelland (Brandenburg)
Deutschlands erster offizieller Sternenpark mit besonders dunklem Himmel. https://www.sternenpark-westhavelland.de/
Nationalpark Eifel (Nordrhein-Westfalen)
Ein Schutzgebiet, das in klaren Nächten die Milchstraße sichtbar macht.
https://www.nationalpark-eifel.de/de/nationalpark-erleben/sternenpark/
Biosphärenreservat Rhön (Bayern/Hessen/Thüringen)
Ein Dreiländereck mit beeindruckender Dunkelheit und zertifizierten Beobachtungsplätzen.
https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/natur/sternenpark-rhoen
Winklmoos-Alm (Bayern)
Der höchstgelegene Sternenpark Deutschlands in den Chiemgauer Alpen.
Insel Pellworm (Schleswig-Holstein)
Eine Nordseeinsel, die bewusst auf Lichtreduktion setzt und als Sterneninsel zertifiziert ist.
Übrigens, ein Großteil von Mecklenburg ist ein natürlicher Sternenpark, denn hier gibt es viele dunkle Orte, und ich meine das wörtlich und nicht im übertragenen Sinne, der uns oft nachgesagt wird. Vielerorts kann man den Sternenhimmel beobachten. Mehr dazu unter: https://www.sternenpark-mv.de/
Nationalpark Nossentiner/ Schwinzer Heide
https://www.naturpark-nossentiner-schwinzer-heide.de/sternenpark
Lichtverschmutzung – Was du tun kannst
Licht bewusst nutzen: Vermeide unnötige Außenbeleuchtung und nutze warmes, gedimmtes Licht. Mehr Tipps findet ihr hier:
https://www.paten-der-nacht.de/reduzierung-lichtverschmutzung/
Sternenparks besuchen: Erlebe die Magie der Nacht an Orten, die Dunkelheit bewahren.
Damit es nicht bei der Theorie bleibt, gebe ich hin und wieder einen Tipp, wenn sich der Blick zum Himmel besonders lohnt. Das passt zu meinem nächsten Buchprojekt, in dem es um Sterne und ihre Mythen geht.
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🔗 Weiterführende Informationen:
Danke, Sabine,
für das Bewusstmachen nächtlicher Schönheit am Sternenhimmel. Im Norden Münchens wird einem das Schauspiel selten zuteil. Aber wie oft habe ich einfach an der spanischen Atlantikküste, meiner zweiten Heimat, nachts einfach mal ohne Absicht nach oben geschaut und mich vom Anblick zahlloser Sterne begeistern lassen! Auch ohne Mystik und Mythen. Einfach der Ästhetik zuliebe.
Liebe Grüße
Michael