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Delta-Aquariiden & Sternbild Wassermann: Ganymed, Hadrian und die Mythen des Himmels

Junger Mann und Sternenhimmel

Sternschnuppenregen aus dem Wassermann

Jedes Jahr zwischen dem 12. Juli und dem 23. August zieht ein besonders schöner Meteorstrom über unseren Himmel: die Delta-Aquariiden. Ihren Höhepunkt erreichen sie um den 30. Juli, wenn bis zu 25 Meteore pro Stunde zu sehen sind – vorausgesetzt, der Himmel ist klar und der Mond nicht zu hell.

Benannt sind die Delta-Aquariiden nach dem Stern Delta Aquarii, einem eher unauffälligen Stern im Sternbild Wassermann (Aquarius). Von ihm scheinen die Meteore auszugehen – ein Effekt, den Astronomen Radiant nennen. Die beste Beobachtungszeit liegt in den frühen Morgenstunden, etwa ab 2 Uhr, wenn der Radiant hoch am Himmel steht.

Ursprung dieses Meteorstroms ist vermutlich der Komet 96P/Machholz. Wenn die Erde auf ihrer Bahn die Trümmerwolke des Kometen durchquert, verglühen winzige Teilchen in der Atmosphäre und erzeugen die leuchtenden Streifen, die wir als Sternschnuppen sehen.


Das Sternbild Wassermann (Aquarius)

Der Wassermann gehört zu den 48 klassischen Sternbildern der Antike und war schon den Babyloniern bekannt. In der griechischen Mythologie wird er meist mit Ganymed in Verbindung gebracht – dem schönsten aller Sterblichen, den Zeus in den Olymp entführte.

Obwohl das Sternbild groß ist, ist es wenig auffällig. Es liegt im Bereich des sogenannten Himmelsmeeres, umgeben von anderen wasserbezogenen Sternbildern wie Fische, Walfisch, Delfin und Südlicher Fisch. Aquarius ist am besten im Herbst zu sehen, dann steht es hoch im Süden.


Bild von muskulösem Mann mit Säulen, Herakles

Herakles erzählt: Wie Zeus sich einen hübschen Mundschenk angelte

Hört zu, Sterbliche – diesmal geht’s nicht um mich, sondern um einen anderen Jüngling, der wegen seiner Schönheit zum Sternbild wurde. Ich spreche von Ganymed – dem Kerl, der so blendend aussah, dass selbst der große Zeus schwach wurde. Und das heißt was.

Der Junge war ein trojanischer Prinz, blond, edel, jung – ihr wisst schon, dieser Typ, bei dem selbst die Götter sagen: »Puh, heiß.«

Zeus hat ihn gesehen, seufzend von seiner Wolke runtergeguckt und sich gedacht: Den schnapp ich mir.

Was macht der Kerl also? Verwandelt sich in einen Adler, flattert durch die Lüfte und entführt Ganymed höchstpersönlich in den Olymp.

Da oben wurde der Junge dann zum Mundschenk der Götter – eine ehrenvolle Aufgabe, sagt man.

Ich meine: unsterblich, schön, unter Göttern … hätte schlimmer kommen können.


Später wurde Ganymed an den Himmel versetzt – als Wassermann, ewiger Träger des Nektars der Götter, immer im Dienst, nie betrunken. Ich persönlich hätte das Angebot ausgeschlagen. Aber hey, ich bin auch Herakles. Ich trinke lieber selbst, statt auszuschenken.


Hadrian und Antinoos – Ganymeds Spiegel in der Geschichte

Nicht nur die Götter liebten Jünglinge. Auch in der römischen Kaiserzeit lebten Männerliebe und Verehrung. Am bekanntesten ist wohl die Geschichte von Kaiser Hadrian und seinem geliebten Antinoos. Der schöne Bithynier begleitete den Kaiser auf Reisen, als Gefährte, Freund – und Geliebter.

Als Antinoos unter tragischen, bis heute ungeklärten Umständen im Nil ertrank, war Hadrian untröstlich. Aus Trauer und Verehrung ließ er den Jungen vergöttlichen – in Tempeln, Statuen und Sternen. Im Neuen Museum in Berlin findet ihr einige davon.

In manchen alten Sternbildatlanten, etwa jenen des 17. Jahrhunderts, erschien Antinoos sogar als eigenes Sternbild, nahe dem Adler, jenem Vogel, den Zeus für die Entführung Ganymeds wählte.

So verschmolzen Mythos und Geschichte.

Ganymed und Antinoos – zwei schöne, geliebte Jünglinge, die den Himmel mit göttlicher Sehnsucht füllen.

»Er war der einzige Mensch, den ich je wirklich geliebt habe«, soll Hadrian gesagt haben.

Nun, was seine Gattin darüber dachte, ob sie den Rivalen gar selbst aus dem Weg räumen ließ, wird wohl im Dunkel der Geschichte verborgen bleiben.

Sternbild Adler
Prodromus Astronomiae, Johannes Hevelius, 1690

Bildnachweis: Johannis Hevelii prodromus astronomiae, exhibens fundamenta, quae tam ad novum planè & correctiorem stellarum fixarum catalogum construendeum, quàm ad [...]. Gedani : typis Johannis-Zachariae Stollii, 1690. ETH-Bibliothek Zürich, Rar 9629: 1, https://doi.org/10.3931/e-rara-456 / Public Domain Mark



Beobachtungstipps für die Delta-Aquariiden:

  • Beste Zeit: 28.–31. Juli

  • Ausrichtung: Blick Richtung Südosten bis Süden

  • Ort: Möglichst dunkel und ohne künstliches Licht

  • Ausrüstung: Decke, Liege, warme Kleidung, Geduld


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