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Perseiden – Meteorstrom erreicht Höhepunkt – Wissenschaft trifft Mythos

Hercules und Sterneschnuppen

Wissenschaftlicher Hintergrund:

Perseiden – Meteorstrom erreicht Höhepunkt


Jedes Jahr zwischen Mitte Juli und Ende August verwandeln die Perseiden den Nachthimmel in eine Bühne, und wir erleben bei klarem Himmel ein atemberaubendes Schauspiel aus Licht und Bewegung. Benannt nach dem Sternbild Perseus scheinen die Sternschnuppen aus dessen Richtung zu strömen.


Astronomisch betrachtet handelt es sich beim Perseidenstrom um Staub- und Gesteinspartikel des Kometen 109P/Swift-Tuttle, der alle 133 Jahre die Sonne umkreist. Einmal jährlich durchquert die Erde auf ihrer Bahn diese Partikelwolke.


Die Teilchen sind winzig, kaum größer als Sandkörner. Mit einer Geschwindigkeit von rund 60 Kilometern pro Sekunde schießen sie durch unsere Atmosphäre. Beim Verglühen hinterlassen sie helle Leuchtspuren, die wir als Sternschnuppen deuten.


Der Perseiden – Meteorstrom erreicht seinen Höhepunkt in der Nacht vom 12. auf den 13. August, mit bis zu 100 Ereignissen pro Stunde unter optimalen Bedingungen.

In diesem Jahr überstrahlt der abnehmende Mond vielleicht viele, außerdem verhüllten Wolken die Sicht – zumindest über mir.

Dennoch, der Blick zum Himmel lohnt sich.


Und nun übergebe ich das Wort an meinen himmlischen Weggefährten, der schon mit den Hufen scharrt. Antike Helden können wirklich anstrengend sein.



Herakles: Lasst euch nichts vormachen.

Opa schüttelt …

Na, lassen wir das, jedenfalls regnet es bei euch Perseiden, seine Nachkommen.


Wer denkt, die Perseiden seien nur kosmischer Staub, hat mich nie gefragt. Dabei kann ich alles aus erster Hand erzählen, denn ich hänge über euren Köpfen und beobachte euch.

Die Römer kannten mich als Hercules – und dabei blieb es, denn mit Latein kann man toll angeben. Mein griechischer Name besitzt Bedeutung, eine ziemlich zynische sogar, und keine, die ich mir ausgesucht hätte.


Ich bin Herakles, der mit den zwölf Arbeiten, dem Löwenfell und den Muskeln – und ich bin sozusagen der inoffizielle Herrscher der Perseiden.

Meine Geschichte begann, wie so viele Dramen auf dem Olymp, mit Zeus. Mein Vater, seines Zeichens oberster Götterchef, hatte den Einfall, einen sterblichen Sohn zu zeugen, mal wieder. Meist schießen diese Ideen direkt aus Gefilden südlich des Gürtels, ihr wisst schon. Doch bei mir plante er zudem Großes.


Hera, seine Gemahlin, fand das, Überraschung, wenig amüsant. Göttin von Ehe und Familie, verheiratet mit einem Schürzenjäger, der sich für keine Verkleidung zu schade war. Das sorgte oft für Zank am heimischen Herd.


Um den Fehltritt mit Alkmene, meiner Mutter, zu überspielen, nannte Zeus mich Herakles. Zusammengesetzt aus Hera und kléos bedeutet das nichts Geringeres als Ruhm der Hera.

Mit dem Namenskompliment wollte er seiner Göttergattin schmeicheln und sie milde stimmen. Spoiler: Hat nicht geklappt.



Großer Auftritt mit kleinen Hindernissen – oder winziges Missverständnis mit mächtigen Folgen


Zeus berief vor meiner Geburt die gesamte Göttertruppe ein, große Versammlung im himmlischen Palast.

Zues, Gott

Zu einer Party ließen sich die Olympier nicht zweimal bitten. Die großspurigen Reden nahmen sie in Kauf. – Hat sich nicht viel geändert, oder?


Der Götterkönig verkündete, dass der Herrscher über die Nachkommen seines Sohnes Perseus bald geboren würde. Er habe den perfekten Nachfolger für den Helden gefunden.


Für mich ist Perseus weniger Held als Glückspilz.

Obwohl ebenfalls ein Spross von Zeus, verfolgte ihn Hera nie mit ihrer Rache. Könnte sein, dass sie Mitleid hatte. Oder goldener Regen, der durch ein daumengroßes Guckloch rieselte, galt nicht als Treuebruch. Jedenfalls erledigte der Möchtegernheld eine einzige Aufgabe – mit Unterstützung. Athene gab ihm einen polierten Schild nebst Anweisungen, er köpfte ein schlafendes Mädchen, Medusa, versteinerte ein Ungeheuer und zwei Heiratswillige mit Kumpels, erhielt erst einen irdischen Thron und kletterte von da direkt auf das sternenfunkelnde Pendant. Nun hängt er hier oben mit Frau, Schwiegereltern und Monster und genießt seinen unverdienten Ruhm …

Nein, ich bin nicht neidisch, wollte das nur mal erwähnen.


Die Nachfahren des Medusa-Schreckens hießen Perseiden.

So ging das bei uns: Kinder von Helden bekamen ein -iden angehängt und mussten mit dem Namen ihrer Väter durch die Weltgeschichte ziehen, um ihm Ehre zu machen. Im besten Fall. Ich hab das bei den Herakliden nie überprüft.


Wo waren wir? Zeus wollte mich also zum König erheben. Die Götter prosteten ihm zu und nickten angeheitert. Und seine Ehefrau lächelte zuckersüß.



Wenn man nicht richtig zuhört


Hera trat vor und ließ ihr Ehegespons hoch und heilig bei den Wassern des Styx schwören, dass der nächste Nachkomme von Perseus das Zepter schwingen darf.

Klang irgendwie, als wiederhole sie, was Zeus gerade erklärt hatte.

Hera, Göttin

Wenn die Göttermutter sich so nachgiebig zeigt, hätte er lieber genau zugehört und nachgedacht. Doch mein Erzeuger hatte einige Becher Nektar zu viel intus oder heimlich Dionysos’ Wein leergesüffelt. Später redete er sich damit heraus, Ate, die Göttin der Verblendung, habe ihn verführt.

Wie auch immer, er leistete den Eid, den niemand brechen darf, und Hera stürmte los, um eine Geburt zu beschleunigen. Nicht meine, sondern die eines entfernten Vetters.

So kam es, dass Eurystheus den Thron bestieg, der eigentlich für mich bestimmt war.

Was blieb für mich? Keine Krone, keine strahlende Armee.

Zeus setzte noch einen drauf und verscherbelte mich, angeblich, um mich von einem lebenslangen Dienst zu befreien. Dafür einigte er sich mit Hera auf zehn Arbeiten, die ich für Eurystheus erledigen sollte. Wie daraus zwölf wurden und warum ich mich nie bedanken werde, das erzähle ich euch ein anderes Mal.

Jedenfalls jedes Jahr, wenn die Perseiden den Himmel erhellen, bilde ich mir ein, dass da oben ein Rest meiner einstigen Herrschaft leuchtet. Vielleicht sind es Funken meiner Krone. Oder doch Splitter meiner Geduld, die im Laufe der Jahrhunderte als Sternschnuppen verglühte.



Wer jetzt an Sternschnuppen denkt, bitte schön


Wenn ihr also in einer lauen Augustnacht nach oben schaut, denkt nicht nur an Staub und Kometen. Erinnert euch an die alten Geschichten von Göttern, an ihre Taten und Verfehlungen.

Habt ihr als Kinder davon geträumt, ein Held zu sein? Oder ein Halbgott? Wolltet ihr es den Amazonen gleichtun? Lasst euch eins sagen: Es war nicht so ruhmreich, wie es klingt, sondern eine Menge Arbeit, vermischt mit Schweiß und Tränen.

Die Unsterblichkeit? Wie würdet ihr es finden, am Firmament zu kleben und euch von hier aus zuzusehen?


Alter Held, Herakles, und Frau mit Balkenwaage


»Im Alter wirst du ein echter Jammerlappen, Herakles«, erklingt eine leise, spöttische Stimme aus Sternenlicht. Dike, einst Göttin der Gerechtigkeit, heute nur noch Gefunkel wie ich, meldet sich aus dem Off.


Kann ich ihr nicht übel nehmen, denn immerhin ist sie eine von uns. Von den Göttern gesellte sie sich als Einzige zu uns, oder vielmehr hielt sie unsere Plätze warm, bis wir ihr folgten. Lange vor uns packte sie ihre Waage und verabschiedete sich aus der Welt, frustriert von zu viel Mord und Totschlag. Ihr erkennt sie an Spica, dem Ährenstern. Ihretwegen halten sie viele für Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit.

Eine andere Geschichte. Die Jungfrau rennt uns nicht weg. Wie die meisten von uns erscheint und schwindet sie, doch wir alle gehen immer wieder auf. Mal abgesehen von den Angebern, die sich um den Pol drehen und daher immer sichtbar bleiben, zirkumpolar, wie ihr das nennt.


Dike spöttelt weiter: »Du hast einfach Pech gehabt, Herki, und das Universum ist nicht dein persönlicher Thronsaal.«

»Es geht um kosmische Ordnung. Und um Prinzipien.«

»Natürlich. Und zufällig um deinen verletzten Stolz.«

Diese Jungfrau hat eine spitze Zunge. »Ich bin nicht stolz«, erwidere ich genervt. »Ich bin … historisch korrekt.«



Das Projekt »Sternbilder und Himmelsmythen«


Bevor der Streit ausartet, unterbreche ich die beiden lieber.


Herakles habe ich zum Himmelsführer auserkoren, seine Geschichte und die der antiken Sternbilder auf seine ganz eigene Art zu erzählen. Immerhin war er dabei und kann alles aus erster Hand berichten.


Dike darf nur auf meinem Blog etwas beisteuern. Die beiden liegen sich gern in den Haaren. Für ein Buch nicht förderlich, doch irgendwie – amüsant.

BuchcoverSternbilder und Himmelsmythen, Historischer Globus vor Sternenhimmel

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