top of page

Perseiden: Sternschnuppen im August beobachten

Aktualisiert: 4. Aug.

Junger Mann, Nachthimmel


Ein astronomisches Spektakel voller Magie

Perseiden: Sternschnuppen im August beobachten

Jedes Jahr im August flammen sie am Himmel auf – die Perseiden, einer der aktivsten Meteorströme des Jahres. Zwischen dem 17. Juli und dem 24. August kann man sie mit etwas Glück beobachten. Ihren Höhepunkt erreichen sie um den 11. bis 13. August, wenn unter idealen Bedingungen bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde fallen, theoretisch – in der Praxis sind es eher 50 bis 60 pro Stunde, die sich beobachten lassen.



Weint Perseus oder was passiert da?

Astronomisch betrachtet handelt es sich beim Perseidenstrom um winzige Staub- und Gesteinspartikel des Kometen 109P/Swift-Tuttle, der alle 133 Jahre die Sonne umkreist. Wenn die Erde auf ihrer Bahn diese Partikelwolke durchquert, verglühen die Bruchstücke in der Atmosphäre.

Dass sie scheinbar alle aus dem Sternbild Perseus kommen, ist der Grund für ihren Namen. Der Radiant, also der Punkt, aus dem die Meteore zu kommen scheinen, liegt dort.



Laurentius’ Tränen – Licht für einen Märtyrer

Der Name Laurentius’ Tränen stammt nicht etwa aus der Antike, sondern aus dem Mittelalter. Dennoch ist er tief mit dem menschlichen Bedürfnis verwoben, Himmelsphänomene mit Geschichten zu füllen.

Der heilige Laurentius war einer der sieben Diakone der frühen christlichen Kirche unter Papst Sixtus II., zuständig für die Verwaltung von Kirchenschätzen und die Fürsorge für Arme. Nach der Enthauptung von Sixtus II. während der Christenverfolgung durch Kaiser Valerian soll Laurentius die Kirchengüter an die Mittellosen verteilt und diese als die wahren Schätze der Kirche bezeichnet haben.

Am 10. August 258 wurde er hingerichtet, nach römischer Sitte angeblich mit einem Spektakel, das sowohl der Abschreckung als auch der Volksbelustigung diente.

Der Legende nach, mancher Wissenschaftler meint, die Geschichte beruhe auf einem Schreibfehler, wurde Laurentius auf einem Bratrost über dem Feuer zu Tode gefoltert. Dabei vergoss er nicht nur Tränen über die Sünden seiner Mitmenschen, sondern soll dem Henker lachend die Anweisung gegeben haben, ihn zu wenden, da der Braten auf einer Seite gar sei.

In der Kirche San Lorenzo in Lucina wird ein Rost als Reliquie aufbewahrt.

Laurentius gilt als Heiliger vieler Berufsgruppen, die mit offenem Feuer agieren: Feuerwehrleute, Bäcker, Köche, Bierbrauer, Glasbläser, Köhler, Textilreiniger, außerdem wurde er aufgrund seiner Tätigkeit als Verwalter der Kirschenschätze auch von Archivaren und Bibliothekaren angerufen. Und nicht zuletzt gilt er als Nothelfer für Brandopfer und Fieberleidende.


Um Laurentius’ Todestag herum, dem 10. August, erreicht der Perseidenstrom seinen Höhepunkt. Für die Menschen des Mittelalters war das kein Zufall. Die Sternschnuppen am Himmel galten als Tränen des Heiligen, der für seinen Glauben gestorben war.

Himmel und Erde, Schmerz und Licht verbanden sich zu einem Bild, das bis heute nachwirkt.


Übrigens, wer dachte, die antiken Göttersagen besäßen Drama und Grausamkeit, hat noch nie die Geschichten des frühen Christentums gehört. Eigentlich nicht meine Baustelle, nur so viel, es gab regelrechte Massenhinrichtungen, nicht nur Kreuzigungen. Der menschliche Erfindungsreichtum trug dunkle Blüten: Man zog Delinquenten, meist Nichtrömern oder Christen, die Tunica molesta (wörtlich: »ärgerliche Tunika«) an.

Dieses Gewand wurde mit entzündlichen Stoffen wie Pech, Harz oder Naphtha getränkt. Eine Fackel, ein Amphitheater voll grölender Zuschauer – da lob ich mir die heutigen Fußballspiele.



Wissenschaft trifft Gefühl

Zurück zu dem sehenswerten Naturschauspiel mit Tipps, um Sternschnuppen aus dem Sternbild des Perseus, die Perseiden, zu beobachten:

Dazu braucht es weder Teleskop noch Vorkenntnisse. Am besten funktioniert es mit:

- Dunklem, wolkenlosem Himmel

- Wenig Lichtverschmutzung (abseits der Stadt)

- Geduld und idealerweise einem Liegestuhl (vielleicht auch eine Decke)

- Zeit: Die beste Beobachtungszeit liegt zwischen 22 Uhr und der Morgendämmerung mit Blick nach Nordosten


Wichtig: Gönnen Sie Ihren Augen etwa 20 bis 30 Minuten, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen – dann werden Sie deutlich mehr Meteore entdecken.


Wenn die erste Sternschnuppe fällt, sind wissenschaftliche Erklärungen nebensächlich. Dann flüstert man Wünsche, denkt an ferne Lieben oder einfach ans Leben – und das ist vielleicht der schönste Zauber an der Astronomie.



Ohne jemandem den Spaß verderben zu wollen: In diesem Jahr sind die Bedingungen nicht ideal, allein der Vollmond am 09.08. erschwert durch sein Leuchten die Beobachtung, doch für ein paar glühende Wünsche reicht es auf jeden Fall.



Geschichten, die bleiben

Ob Sie nun an Laurentius denken, an Perseus und seine Nachkommen (die ebenfalls Perseiden genannt werden), oder sich einfach nur etwas wünschen, wenn die nächste Sternschnuppe fällt – der Perseidenstrom trägt Geschichten von Schmerz, Mut und Hoffnung.

Und manchmal auch von Witz und Wahnsinn, denn in der griechischen Mythologie ist Perseus eng mit seinem berühmten Enkel Herakles verbunden. Beide haben ihre ganz eigenen Abenteuer am Sternenhimmel erlebt und ihre Geschichten in den Konstellationen hinterlassen.

Von Perseus berichte ich in meinem nächsten Blogartikel, denn wenn Laurentius schon so viel Raum bekommt, sollte der Namensgeber der Perseiden nicht zu kurz kommen.



Buchtipp zum Sternenhimmel

In meinem aktuellen Projekt, das am 30.08.2025 erscheint, verwebt sich Astronomie mit Mythologie: Herakles erzählt von Sternbildern, Himmelsmythen – und gelegentlich von seiner ganz eigenen Sicht auf das Universum. Natürlich auch über den Glückspilz Perseus und seine Sippe.


Mehr zum Buch finden Sie hier.

Abonnieren Sie den Blog oder meinen Newsletter, am besten beides, um nichts zu verpassen.

Buch Sternbilder und Himmelsmythen

Kommentare


bottom of page