Meridur – Ein Púca in den Ruhner Bergen
In meinen Mittsommerlegenden trifft keltische Mythologie auf Fantasy. Für den vierten Band der Reihe, »Mittsommerlegende – Mit Zimt und Zauber«, suchte ich nach einer Figur der keltischen Mythologie, die schelmisch ist und für Stimmung sorgt. Besonders auf der Grünen Insel kennt man den Púca, eine Gestalt wandelbar wie der Mond und ungreifbar wie der Nebel über den Torfmooren.
In der keltischen Mythologie gilt der Púca als Wesen von großer Macht, ein Geistwesen der Natur, das sich den Menschen sowohl als Freund als auch als Schalk zeigt. Man sagt, der Púca sei ein Gestaltwandler, ein Meister der Tarnung, der die Form von Pferden, Hasen, Katzen, ja sogar Menschen annehmen kann, um unter ihnen zu weilen und seine nächtlichen Streiche zu spielen.
Der Púca ist nicht nur ein Schelm der Dunkelheit. Er birgt die tiefere Bedeutung der keltischen Lebensweise und deren Verbindung zur Natur. In der Rachsucht des Púca findet sich der wilde und unzähmbare Geist der keltischen Landschaften wieder, in seiner Güte das tiefe Verständnis für die Kreisläufe des Lebens.
Die Legenden erzählen, dass man, wenn man Glück hat, in einer klaren Nacht dem Púca begegnen kann. Es mag sein, dass er in der Gestalt eines prächtigen schwarzen Hengstes daher galoppiert, dessen Mähne im Sternenlicht zu tanzen scheint. Er bietet dem Ahnungslosen einen Ritt an, der durch den Schleier der Wirklichkeit bricht und einen Blick in fremde Welten gewährt. Doch nur die, die reinen Herzens sind, sollten sein Angebot annehmen.
Der Púca ist ein Bote der Ernte, ein Zeichen dafür, die Gaben der Natur zu respektieren. Die Bauern fürchteten und verehrten ihn gleichermaßen, denn es war bekannt, dass der Púca die letzte Garbe des Getreides für sich beansprucht, ein Tribut, der das Gleichgewicht zwischen Mensch und Geistwesen erhält.
Die Liebe zum Púca ist eine Verehrung der Natur und ihrer unbändigen, manchmal chaotischen Art, die uns Lehren erteilt und uns daran erinnert, dass wir nur ein Teil eines viel größeren Ganzen sind. In jedem Flüstern des Windes, in jedem Knistern des Laubes, in jedem Plätschern des Baches leben die alten Geschichten weiter.
Keltische Mythologie trifft auf Fantasy
Der Púca in meinen Geschichten narrt meine Jungs und treibt Sasha fast in den Wahnsinn, aber er zeigt sich Enid gegenüber freundlich. Und genau um dieser Liebe willen wird Meridur Teil der Gemeinschaft. In »Mittsommerlegende: Wolfsschmerz und Rabenherz« offenbart er ein wenig von seinem Wesen.
Aus gutem Grund hat Meridur die Gestalt von Magnus angenommen. Seine Freunde wissen um den Betrug, ihre Feinde jedoch narrt er damit.
Textauszug aus dem 21. Kapitel:
»Wir sollten versuchen zu schlafen, mehr können wir jetzt nicht tun.« Jo lehnte sich gegen Meridur.
Seltsamerweise berührte der Púca den Schopf des kleineren Mannes mit den Lippen und flüsterte: »Es wird alles gut.« Damit glich er Magnus erschreckend, denn Liebe lag in seinem Blick.
»Ich bin, in was ich mich verwandle«, sagte er lächelnd. »Die Liebe zwischen den beiden fühlt sich gut an.«
In den Worten schwang Sehnsucht mit, doch nur einen Lidschlag lang, dann grinste Meridur. »Ich bin glücklich hier. Die Jungs behandeln mich wie einen von ihnen, ich darf bei Enid sein. Sie vertrauen mir.«
»Du gehörst zur Familie, Meri«, raunte Jo und küsste ihn auf die Wange.
Genau das mag ich an den Protagonisten meiner Mittsommerlegenden. Sie stehen füreinander ein.
Commenti