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Geminiden – Meteorstrom im Dezember 2025 aus dem Sternbild Zwillinge

zwei junge Männer, Sternschnuppen

Geminiden 2025: Feuerfunken aus dem Reich der Zwillinge

Eine eisige Dezembernacht. Frost glitzert auf den Wiesen, und der Atem gefriert zu kleinen Kristallwolken. Von irgendwo erklingt ein weihnachtliches Lied. Plötzlich huscht ein leuchtender Streifen über den Himmel – langsam, majestätisch, farbenprächtig.

»Wieder einer«, sagt der muskelbepackte Riese mit dem löwenfellenen Umhang und deutet nach oben. Herakles blinzelt in die Sternennacht. »Und sieh nur die Farben! Weiß, gelb, manchmal sogar grün oder blau. Ganz anders als die Leoniden.«

»Zähl lieber mit, Herakles«, antwortet Dike neben ihm und hebt mahnend ihre Balkenwaage. »Wir brauchen verlässliche Daten für die Sterblichen. Also – was steckt hinter diesem Spektakel?«

»Daten kriegst du.« Herakles deutet auf eine Stelle zwischen zwei hellen Sternen am Himmel. »Die Meteore scheinen aus dem Sternbild Zwillinge zu kommen. Genau dort, wo die Sterne Castor und  Pollux stehen. Ihre Namensgeber waren zwei meiner liebsten Gefährten.« Seine Stimme wird weich. »Wir segelten zusammen auf der Argo, auf der Suche nach dem Goldenen Vlies. Treue Brüder waren sie, in jedem Sturm.«

»Und wo bleiben die Fakten?«

Herakles seufzt. »Der Radiant liegt über Castor – aber das ist nur eine perspektivische Täuschung. Die eigentliche Quelle ist ein rätselhafter Himmelskörper.«

»Ein Asteroid namens 3200 Phaethon«, ergänzt Dike. »Benannt nach dem übermütigen Sohn des Sonnengottes Helios, der einst den Sonnenwagen steuern wollte und dabei ziemliches Chaos anrichtete.«

»Ich erinnere mich an Phaethon.« Herakles verschränkt die Arme. »Jung, tollkühn, voller Übermut. Er wollte beweisen, dass er der Sohn eines Gottes war. Das endete nicht gut.«

»Zeus holte ihn mit einem Blitz vom Himmel, bevor er die Welt komplett in Brand setzte«, wispert Dike. »Eine traurige Geschichte und ein passender Name für diesen Asteroiden – er kommt der Sonne näher als fast jeder andere, rund 21 Millionen Kilometer. Dabei wird seine Oberfläche schätzungsweise über 700 Grad heiß.«


Mann mit Bart und Löwe und blonde Frau mit Balkenwaage
Herakles und Dike

Kurzinfo

Geminiden – Meteorstrom aus dem Sternbild Zwillinge

Maximum: Nacht 13./14. Dezember 2025

Mond: Schmale abnehmende Mondsichel, etwa 7–13 % beleuchtet – kaum Störlicht und sehr gute Bedingungen!

Beste Beobachtungszeit: Schon ab dem frühen Abend sichtbar, optimal nach Mitternacht bis zur Morgendämmerung

Erwartete Rate: Bis zu 150 Meteore pro Stunde unter idealen Bedingungen (ZHR), jedoch nicht die Regel

Besonderheit: Die Geminiden sind bereits in den Abendstunden gut sichtbar – perfekt für alle, die nicht die ganze Nacht wach bleiben möchten.

 

»Erzähl von den besonderen Eigenschaften«, fordert Dike Herakles auf. »Was macht die Geminiden so einzigartig?«

Herakles lächelt. »Sie sind langsamer als andere Meteorströme – etwa 35 Kilometer pro Sekunde. Das klingt schnell, ist aber gemächlich im Vergleich zu den rasanten Leoniden mit ihren 71 Kilometern pro Sekunde.«

»Wegen der langsameren Geschwindigkeit sieht man die Spuren länger«, fügt er hinzu. »Und sie sind hell – richtig hell. Manche leuchten wie kleine Feuerkugeln am Himmel. Weiß, gelb, selten erscheinen sie sogar grünlich oder bläulich. Das liegt an den Metallen im Gestein – Natrium, Kalzium und andere Elemente, die beim Verglühen unterschiedlich leuchten.«

»So eine gängige Annahme«, versetzt Dike.

Meteore am Nachthimmel

Third place in the 2021 IAU OAE Astrophotography Contest, category Meteor showers.

Image credit: Hao Yin/IAU OAE

DOI: 10.5281/zenodo.5367501



Was hinter dem Himmelsspektakel steckt

Die Geminiden, der Meteorstrom aus dem Sternbild Zwillinge

Radiant bei den Zwillingen: Die Meteore scheinen aus der Richtung der Sterne Castor und Pollux zu kommen. Das ist ein Perspektiv-Effekt – die Teilchen treffen auf parallelen Bahnen in die Atmosphäre.

Gemächliche Geschwindigkeit: Mit 35 km/s sind die Geminiden vergleichsweise langsam (etwa halb so schnell wie die Leoniden). Dadurch sind ihre Leuchtspuren länger sichtbar und oft sehr hell.

Farbenspiel: Die Meteore zeigen manchmal ein breites Farbspektrum – von Weiß über Gelb bis zu Grün, Blau und Rot. Die Farben entstehen durch Metalle im Gestein, die beim Verglühen charakteristisch leuchten.

Asteroiden-Ursprung: Anders als die meisten Meteorströme stammen die Geminiden nicht von einem Kometen, sondern vom Asteroiden 3200 Phaethon – einem rätselhaften »Felskometen«.

Termin: Aktiv vom 4. bis 20. Dezember, Maximum in der Nacht 13./14. Dezember 2025.

Mondbonus 2025: Die schmale Mondsichel stört kaum – perfekte Bedingungen für schwächere Meteore.

Abendfreundlich: Im Gegensatz zu vielen anderen Strömen sind die Geminiden bereits ab dem frühen Abend gut zu sehen, da der Radiant früh aufgeht.

 

 

»Aber jetzt kommt das Rätsel«, sagt Herakles und verschränkt die Arme. »Phaethon ist kein Komet. Er ist ein Asteroid – ein Felsbrocken. Wie kann ein Felsbrocken einen Meteorstrom erzeugen?«

Dike nickt nachdenklich. »Lange dachten die Astronomen, dass Phaethon ein erloschener Komet sei. Aber neuere Beobachtungen zeigen: Wenn er der Sonne nahe kommt, bildet er tatsächlich einen Schweif – aber keinen aus Staub und Eis wie Kometen. Sein Schweif besteht aus Natrium-Gas.«

»Natrium-Gas?« Herakles zieht eine Augenbraue hoch. »Wie funktioniert das?«

»Einige Theorien besagen, dass die intensive Sonnenhitze Mineralien an seiner Oberfläche zum Ausgasen bringt«, erklärt Dike. »Natrium, Eisen-Sulfide und andere Stoffe verdampfen und zersetzen sich. Dabei werden kleine Gesteinspartikel freigesetzt – die Quelle der Geminiden.«

»Ein Asteroid, der sich wie ein Komet verhält«, murmelt Herakles. »Faszinierend. Die Astronomen nennen ihn einen Felskometen

»Und bald wird eine Raumsonde ihn besuchen«, fügt Dike hinzu. »Die japanische Mission DESTINY+ soll ihn erkunden und das Rätsel endgültig lösen. Wenn es gut läuft.«

 

 

Beobachtungstipps (bewährt und winterfest)


Dike schnippt mit den Fingern. »Zeit für deine Praxis-Tipps, Herakles. Keine Keule, keine Hydra – nur klare Anweisungen!«

»Zu Befehl, werte Göttin«, versetzt Herakles zwinkernd.



Dunkelheit sucht Gesellschaft: Raus aus der Stadt, dunkler Himmel ohne Lichtverschmutzung. Die Geminiden sind hell genug, dass man auch in Vorstädten einige sieht – aber richtig spektakulär wird es nur in echter Dunkelheit.

Lage: Sternbild Zwillinge (links oberhalb des Sternbildes Orion)

Früher Start möglich: Anders als andere Meteorströme können die Geminiden schon ab etwa 20 Uhr beobachtet werden. Der Radiant steigt bereits am frühen Abend hoch genug.

Bequem lagern: Liegestuhl, Isomatte oder dicke Decke. Blick nicht direkt auf den Radianten, sondern 45–90° daneben – dort sind die Spuren länger und beeindruckender.

Geduld & Dunkeladaption: 20–30 Minuten brauchen die Augen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Kein Handy-Check zwischendurch.

Optimales Zeitfenster: Nach Mitternacht bis zur Morgendämmerung, wenn der Radiant am höchsten steht. Aber: Schon abends lohnt sich der Blick!

Winterausrüstung: Dezembernächte sind eiskalt! Mehrere Schichten Kleidung, warme Winterjacke, Mütze, Handschuhe, dicke Socken, Thermoskanne mit heißem Tee oder Kakao. Wärmepacks für Füße und Hände. Eventuell Schlafsack als Extra-Isolation.

Für Fotografen:

  • Weitwinkelobjektiv, ISO 1600–6400

  • Blende f/1.4–2.8

  • Belichtungszeit 15–25 Sekunden

  • Serienaufnahmen über längeren Zeitraum

  • Rotlichtlampe zum Bedienen der Kamera


Hinweis zu den Namen:  

Wie Herakles als Sternbild Hercules am Firmament hängt, wurden auch Kastor und Polydeukes latinisiert zu Castor und Pollux.

Für den Mythos bleibe ich aber bei den griechischen Namen.

 

»Und wenn ich einen Wunsch frei habe?«, fragt Polydeukes mit einem verschmitzten Grinsen.

»Dann wünsch dir Wärme«, antwortet Kastor und lacht heiser. »Es ist Dezember, Bruder. Selbst wir Götter frieren.«

»Ich wünsche mir, dass die Menschen hinauskommen und schauen«, sagt Dike leise. »Dass sie einen Moment innehalten in der Vorweihnachtszeit und staunen. Dass sie sich daran erinnern, wie klein wir sind – und wie groß das Universum.«




zwei jung Männer vor Sternenhimmel
Kastor und Polydeukes

 

Kleine Mythenkunde: Die Zwillinge und ihre Treue

Kastor blickt zu seinem Bruder hinüber. »Erinnerst du dich noch, Polydeukes? An jenen Tag?«

»Du bist gestorben, völlig unnötig, erschlagen von unserem Vetter. Und ich – ich war untröstlich.«

»Du hast deinen Vater Zeus solange genervt, deine Unsterblichkeit mit mir zu teilen, bis er nachgab. Obwohl du als Sohn des Göttervaters ewig auf dem Olymp hättest leben können.«

»Was wäre das für ein Leben gewesen ohne dich, Bruder?« Polydeukes legt Kastor die Hand auf die Schulter. »Wir waren immer zusammen. Als Kinder in der harten Kriegerschule in unserer spartanischen Heimat. Als wie Helena retteten. Als Argonauten auf der Suche nach dem Goldenen Vlies. Bei allen Abenteuern. Der Tod sollte uns nicht trennen.«

»Also entschied Zeus, dass ihr abwechselnd einen Tag im Hades und einen Tag auf dem Olymp verbringt«, erklärt Dike sanft. »Und er versetzte euch als Sternbild an den Himmel – als ewiges Symbol für Bruderliebe und Treue.«

Kastor lächelt. »Nun stehen wir hier, Seite an Seite, wie immer. Und die Menschen schauen zu uns hinauf, wenn die Geminiden leuchten.«

»Die Sternschnuppen kommen nicht von uns«, sagt Polydeukes. »Aber sie scheinen durch uns hindurch zu fallen. Als würden wir sie segnen auf ihrem Weg.«

 

Die Fakten, kurz und wissenschaftlich fundiert

Geminiden 2025:

Ursprung: Staubpartikel des Asteroiden 3200 Phaethon (Durchmesser ca. 6 km, Umlaufzeit 1,43 Jahre)

Aktivität 2025: 4.–20. Dezember, Maximum: 13./14. Dezember

Mond: Schmale abnehmende Mondsichel, Beleuchtung ca. 7–13 % – sehr günstige Bedingungen

Geschwindigkeit & Radiant: Eintrittsgeschwindigkeit ~35 km/s (vergleichsweise langsam), Radiant im Sternbild Zwillinge, nahe dem Stern Castor

Erwartete Raten: Bis zu 150 Meteore/Stunde unter idealen Bedingungen (ZHR), typisch 30–60 Meteore/Stunde unter normalen Beobachtungsbedingungen


Besonderheiten:

  • Einer der stärksten Meteorströme des Jahres

  • Bereits ab dem frühen Abend beobachtbar

  • Ungewöhnlich hell

  • Großer Meteorstrom mit einem Asteroiden als Ursprung

  • Aktivität hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verstärkt


ZHR-Erklärung:

ZHR = Zenithal Hourly Rate: Die idealisierte maximale Anzahl von Meteoren pro Stunde bei perfekten Beobachtungsbedingungen (Radiant im Zenit, extrem dunkler Himmel). Die tatsächlich sichtbare Rate ist meist deutlich niedriger.


Das Phaethon-Rätsel:

3200 Phaethon ist:

  • Ein Asteroid, der sich wie ein Komet verhält

  • Nähert sich der Sonne bis auf 0,14 AE (ca. 21 Mio. km)

  • Oberfläche erhitzt sich auf über 700°C

  • Bildet einen Schweif aus Natrium-Gas (nicht aus Staub wie Kometen)

  • Möglicherweise ein »erloschener Komet« oder ein besonderer Typ von Asteroid

  • Soll 2028/2029 von der Raumsonde DESTINY+ (JAXA/DLR) besucht werden

 

Die Geschichten hinter den Sternen

»Die Geminiden sind mehr als nur Staubteilchen, die verglühen«, sagt Dike und blickt zu Herakles hinüber. »Sie erzählen von einem rätselhaften Himmelskörper, von wissenschaftlicher Neugier, von Entdeckungen, die unser Verständnis erweitern.«

»Und sie erzählen von Kastor und Polydeukes«, fügt Herakles hinzu. »Von Treue. Von Bruderliebe. Von der Entscheidung, zusammenzubleiben, koste es, was es wolle. Jede Kultur hat den Himmel anders gedeutet, aber die Grundfragen waren immer dieselben: Was verbindet uns? Wofür lohnt es sich zu leben? Wofür würden wir sterben?«

»Die Antworten finden wir nicht in den Sternen«, ergänzt Dike. »Aber vielleicht in den Momenten, in denen wir gemeinsam zu ihnen hinaufschauen.«

 


Buch Sternbilder und Himmelsmythen

 


»Sternbilder und Himmelsmythen« – Das kompakte Nachschlagewerk

Mein Buch »Sternbilder und Himmelsmythen« verbindet wissenschaftliche Fakten mit mythologischem Reichtum.


Inhalt:

  • Die offiziell anerkannten 88 Sternbilder: Von Andromeda bis Zwillinge

  • Die Mythologie der 48 klassischen Sternbilder – unterhaltsam erzählt mit einem Augenzwinkern

  • Praktische Beobachtungstipps für eigene Himmelserkundungen

  • Wissenschaftlich fundiert, anschaulich erzählt

 

Ideal für:

  • Astronomie-Einsteiger und Fortgeschrittene

  • Alle, die wissen wollen, warum die Zwillinge am Himmel stehen

  • Sterngucker, die mehr als nur Punkte sehen möchten

  • Als Begleiter für nächtliche Beobachtungen

 

»Von den treuen Zwillingen bis zum einsamen Wolf – der Himmel erzählt Geschichten, die zeitlos sind und uns daran erinnern, was es bedeutet, Mensch zu sein.«

 

 

Zum Schluss: Eine Einladung

Wenn ihr in den Nächten um den 13. Dezember hinausgeht: Zieht euch warm an, sucht die Dunkelheit, und gebt den Augen Zeit. Die Geminiden sind ein großzügiges Geschenk – bereits am Abend zu sehen, hell, vielleicht sogar farbenprächtig, zahlreich.

Und wenn ein besonders strahlender Meteor über den Himmel zieht, denkt an Kastor und  Polydeukes. An zwei Brüder, die sich weigerten, getrennt zu werden. An die Kraft der Treue. An die Liebe, die stärker ist als der Tod.

»Die Sterne erinnern uns daran«, flüstert Herakles, »was wir längst wissen: Treue ist die größte Stärke.«

»Fakten vergehen«, erwidert Dike.

»Aber Geschichten leben ewig«, ergänzt Herakles und legt die Hand auf sein Löwenfell. »Und die Geschichte der Zwillinge – die wird so lange erzählt werden, wie Menschen zu den Sternen hinaufschauen.«

Dike hebt die Hand zum Abschied. »In diesem Sinne wünsche ich euch eine klare Nacht. Und haltet eure Herzen rein.«

»Du gibst wohl nie auf«, mahnt Herakles schmunzelnd die Göttin der Gerechtigkeit. 

 

zwei griechische Krieger vor Sternenhimmel
Kastor und Polydeukes (Mit Hilfe einer KI generiert)

Die Sterne funkeln. Der Frost glitzert. Und irgendwo in der Ferne ertönt ein Weihnachtslied, ein sanfter Klang in der stillen Dezembernacht.


Der Himmel gehört uns allen. Seine Geschichten sind ein Erbe, das wir teilen. Und die Geminiden? Sie sind ein Geschenk, das jedes Jahr wiederkehrt – bunt, hell und voller Wunder.


Quellen (Auswahl)

  • NASA / Asteroid 3200 Phaethon (Informationen zu Umlaufbahn, Perihel, Eigenschaften). NASA JPL

  • EarthSky / Geminid Meteor Shower (Beobachtungszeiten, ZHR-Angaben). earthsky.org

  • TheSkyLive / Phaethon Data (Aktuelle Bahndaten, Sichtbarkeit). TheSkyLive.com

  • Wikipedia / Geminiden (Historische Daten, wissenschaftlicher Hintergrund)



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