Herakles’ Reisen durch die antike Welt: Vom Helden zum Sternbild
- Sabine Reifenstahl

- 18. Aug.
- 6 Min. Lesezeit

Herakles’ Reisen, episch und humorvoll erzählt:
Vom Helden zum Sternbild
Auf den Spuren des größten Helden der griechischen Mythologie: Die Reisen des Herakles
Was so nicht ins Buch passte: Stationen aus Herakles’ Leben im geografischen Kontext – von seiner stürmischen Geburt in Theben bis zum feurigen Aufstieg in den Olymp.
Diese epische Reise führt durch die faszinierendsten Landschaften der antiken Welt und offenbart, wie aus einem von den Göttern geplagten Halbgott der strahlende Held wurde, den wir heute als Sternbild am Himmel bewundern können.
Seine Geschichte erzählt Herakles ab dem 30.08.2025 in »Sternbilder und Himmelsmythen« ab S. 190.

Die Anfänge eines Helden: Von Theben nach Delphi
Herakles’ Reisen beginnen in Theben, wo Zeus’ Sohn unter dramatischen Umständen zur Welt kam. Bereits als Säugling musste Herakles gegen zwei von Hera gesandte Schlangen kämpfen – ein Vorzeichen für die Herausforderungen, die ihn erwarten sollten.
Nach der tragischen Ermordung seiner Familie suchte der verzweifelte Held Rat beim berühmten Orakel in Delphi. Die Pythia sprach das verhängnisvolle Urteil: Nur durch Dienst könne er Erlösung finden.
Der Beginn der Heldenkarriere: Thespia und der erste Löwe
Bevor Herakles seine berühmten zwölf Arbeiten antrat, führte ihn sein Weg nach Thespia. Dort erlegte er einen gefährlichen Löwen und erlebte ein, sagen wir, sehr intensives Gastgeschenk von König Thespios: dessen fünfzig Töchter.
Diese Episode zeigt bereits Herakles' außergewöhnliche Vitalität und seinen komplexen Charakter zwischen heroischer Größe und menschlichen Schwächen.
Die zwölf legendären Arbeiten: Eine Reise durch die bekannte Welt
Von Tiryns aus, wo der feige Eurystheus residierte, begann die eigentliche Heldenlaufbahn. Die zwölf Arbeiten führten Herakles kreuz und quer durch die antike Welt:
Die Peloponnes-Odyssee
Nemea: Hier erwürgte er den unverwundbaren Löwen mit bloßen Händen
Lerna: Im gefährlichen Sumpf besiegte er die vielköpfige Hydra
Arkadien: Eine einjährige Jagd auf die schnelle Hirschkuh der Artemis und der Kampf mit dem erymanthischen Eber
Elis: Die berüchtigte Säuberung der Augiasställe mit Hilfe zweier umgeleiteter Flüsse
Expeditionen in die Ferne
Die späteren Aufgaben führten Herakles weit über die Grenzen Griechenlands hinaus. Seine Reise nach Kreta für den Stier, der Kampf mit den menschenfressenden Rossen in Thrakien, und die gefährliche Expedition zu den Amazonen am Schwarzen Meer zeigen die geografische Dimension seiner Heldentaten.
Die ultimativen Herausforderungen am Rand der Welt
Die letzten Arbeiten führten Herakles buchstäblich ans Ende der bekannten Welt. Bei Gibraltar schuf er die berühmten Säulen des Herakles (heute als Straße von Gibraltar bekannt). Mit einer Sonnenbarke (wie er dazu kam, steht in meinem Buch), schipperte er los, um die Rinder des Geryon aus dem fernen Westen zu holen.
Die Suche nach den goldenen Äpfeln führte ihn zu Atlas in den Maghreb, und schließlich wagte er sogar den Abstieg in die Unterwelt durch die Pforte bei Tainaron.
Das dramatische Finale: Vom Scheiterhaufen zu den Sternen
Am Fluss Euenos traf Herakles den Zentauren Nessos. Es folgte erneut ein Schnellschuss, den er bereuen sollte.
Nach all den Heldentaten fand Herakles sein Ende durch List und Gift am Berg Oitos.
Doch aus den Flammen seines Scheiterhaufens stieg er als Gott empor und wurde schließlich als Sternbild an den Himmel versetzt – wo er noch heute über uns wacht.
Buchzitat:
»Falls ihr euch also fragt, was aus mir geworden ist. Ich bin noch da und knie zwischen Drache, Adler und Schlangenträger. Manchmal schaue ich zu euch hinunter. Nicht immer, denn selbst Helden werden müde. Wenn ihr zu mir heraufseht, schmunzelt und denkt: Das war doch dieser Typ mit der großen Klappe! war es das wert.
Vielleicht war ich nie der Größte. Aber ich habe geleuchtet, so lange ich konnte.
Lebt gut. Schaut hoch. Und lacht ab und an über uns. Wir haben es verdient.
Euer Herakles«


Legende zu den Abbildungen 1 und 2
1 Theben (Geburt)
2 Delphi (Orakel)
3 Thespia (Löwe und 50 Töchter des Königs)
4 Tiryns (Eurysteus)
5. 12 Arbeiten des Herakles
5.1. Nemeischer Löwe (Nemea, Argolis) – Herakles erlegt den unverwundbaren Löwen und trägt seither das Fell; in Nemea zeigte man noch in römischer Zeit die Löwenhöhle.
5.2. Hydra von Lerna (bei Argos) – Vielköpfiges Ungeheuer im Sumpf von Lerna.
5.3. Kerynitische Hindin (Achaia/Arkadia) – Schnelle Hirschkuh der Artemis, weitläufige Verfolgung durchs nördliche Peloponnes.
5.4. Erymanthischer Eber (Arkadia) – Fang eines gewaltigen Ebers am Berg Erymanthos.
5.5. Augiasställe (Elis) – Reinigung der Ställe in Elis, später Streit mit Augias.
5.6. Stymphalische Vögel (See Stymphalia) – Geflügelte Plage in Arkadia.
5.7. Kretischer Stier (Kreta) – Reise auf die Insel und Rückkehr mit dem Stier.
5.8. Rosse des Diomedes (Bistonien/Thrakien) – Menschenfressende Pferde des Diomedes.
5.9. Gürtel der Hippolyte (Amazonen am Thermodon) – Expedition an den Thermodon bei Themiskyra am Schwarzen Meer (Strabon beschreibt die Lage).
5.10. Rinder des Geryon (Erytheia)
Weiteste Westreise; bei der Gelegenheit schuf er die Passage in den Atlantik.
Säulen des Herakles (Straße von Gibraltar).
5.11. Äpfel der Hesperiden (Atlas-Gegend) – Standort schwankt in den Quellen; westlich-nordafrikanische Verortung ist verbreitet.
5.12. Kerberos (Unterwelt; Eingang bei Tainaron, Lakonien) – Abstieg in die Unterwelt und Entführung des Kerberos; Tainaron gilt in der Überlieferung als eine der Hades-Pforten.
6 Fluss Euenos – Treffen mit dem Zentaur Nessos
7 Berg Oitos Selbstverbrennung, Aufstieg in den Olymp (Apotheose)
Die Reisen des Herakles
Herakles auf Reisen: Von Theben bis Oita
Hinweis zu Quellen & Geografie: Antike Autoren erzählen Herakles’ Abenteuer mit Varianten; Ortsangaben können schwanken (z. B. Hesperiden, Oichalia). Ich folge unten primär Apollodor, Diodor, Pausanias sowie Strabon für Ortsangaben.
Geburt, Kindheit und Theben
Herakles wird als Sohn der Alkmene (menschlich) und des Zeus (göttlich) in Theben geboren und wächst dort auf. Früh zeigt er übermenschliche Kraft; die thebanische Phase (Erziehung, erste Taten) setzt den Ausgangspunkt seiner späteren Reise.
Dienst bei Eurystheus in Tiryns
Wegen Heras Feindschaft und einer durch Wahnsinn ausgelösten Familientragödie muss Herakles Sühne leisten und sich Eurystheus, dem König von Tiryns und Mykene, unterwerfen – Rahmen der Zwölf Arbeiten, die ihn durch die ganze griechische Welt und darüber hinaus führen.
Abseits der Arbeiten: Parerga & Abstecher
Herkales unternahm zahlreichen zahlreiche Reisen und Nebenleistungen (Parerga), er war mit den Argonauten unterwegs, erlöste Prometheus vom Adler, erschlug den Riesen Antaios.
Ich habe nur eingetragen, was ich auch in meinem Buch erwähne.
Späte Jahre: Kalydon, Nessos und der Tod am Oita
Nach der Heirat mit Deianeira in Kalydon und dem Zwischenfall am Euenos (der Zentaur Nessos und das verhängnisvolle Liebesgewand) kehrt Herakles schließlich nach Trachis zurück. Das Gift des Nessos führt zu entsetzlichen Schmerzen; auf dem Berg Oita errichtet Herakles den Scheiterhaufen – in vielen Quellen der Ort seiner Apotheose (Aufnahme zu den Göttern). Sophokles’ Trachiniai ist die klassische Tragödien-Fassung; Apollodor bietet die Prosadarstellung.
Eine zeitlose Reise durch Mythos und Realität
Diese geografische Odyssee des Herakles zeigt, wie die antiken Griechen ihre bekannte Welt mythologisch erschlossen und strukturierten. Jede Station seiner Reise verbindet reale Orte mit fantastischen Geschichten und macht deutlich, warum diese Mythen über Jahrtausende hinweg faszinieren.
Die Sterne erzählen noch heute von diesen Abenteuern. Wenn ihr das nächste Mal das Sternbild Herkules am Himmel entdeckt, denkt daran: Hier leuchtet nicht nur ein Held, sondern ein ganzer Kosmos von Geschichten, die von der Küste Spaniens bis zu den Ufern des Schwarzen Meers reichen.
Mehr zu den Sternbildern und zu ihren Mythen
Möchten Sie mehr über die faszinierenden Verbindungen zwischen antiker Mythologie und unserem Sternenhimmel erfahren? Diese und viele weitere spannende Himmelsmythen finden Sie ausführlich erzählt in »Sternbilder und Himmelsmythen«.
Als persönlichen Himmelsführer konnte ich Herakles gewinnen, denn wer kennt die Geschichten besser erzählen als jemand, der selbst dabei war?
Mehr dazu hier.
Abbildungsnachweis:
Abbildung 1
Karte des antiken Griechenlands (1903, Dietrich Reimer Verlag)Quelle: Map of Ancient Greece (as drawn in 1903), Verlag D. Reimer (Ernst Vohsen), Berlin 1903.
Lizenz: Public Domain, gemeinfrei.
Quelle: Wikimedia CommonsBearbeitung: By Dietrich Reimer – National Public Domain Archives, Public Domain
Eintragung der Stationen der Reisen des Herakles (Kreise, Legende).
© Sabine Reifenstahl, 2025.
Abbildung 2: Reliefkarte des MittelmeerraumsAufbereitung: Mediterranean Basin and Near East before 1000 AD – topographic map
Ursprüngliche Dateien:
By Flappiefh - Own work. Raster map and Aral sea from Natural Earth., CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39422497
Lizenz & Quellenhinweis: Creative Commons Attribution–ShareAlike 4.0 International. Bearbeitung & Integration: eigene Anpassung mit Hervorhebung von Orten, die mit Herakles in Verbindung stehen; Lizenz bleibt CC BY-SA für Remix, eigenständige Inhalte (Kartensignatur etc.) © Sabine Reifenstahl 2025



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