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Blutmond September 2025 – wenn der Himmel rot wird

Aktualisiert: 8. Sept.

Herakles, Dike und Blutmond
Foto Blutmond: by Charles Lam from Hong Kong, China - Red Moon, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=64173450

Blutmond September 2025 – Wenn der Himmel einen blutigen Schleier trägt


Am 7. September 2025 erleben wir in Deutschland ein seltenes Schauspiel: Der Vollmond, bekannt als Maismond, verwandelt sich in einen leuchtend roten Blutmond. Zwischen 19:30 und 20:52 Uhr taucht die totale Mondfinsternis den Himmel in dramatisches Rot. Ein kosmisches Ereignis, das Astronomie, Mythologie und alte Legenden vereint.


Mein Co-Himmelsführer über den blutenden Mond


»Ein Mond, der rot erglüht, weckt alte Erinnerungen«, murmelt Herakles, während er im Sessel gegenüber flegelt und seine Keule übers Laminat schrammt. »In meiner Zeit bedeutete ein solcher Anblick Krieg, göttliche Strafe oder ein böses Omen. Ich selbst habe viele Nächte unter einem kupfernen Mond verbracht – meist nach einer Tat, die niemand am helllichten Tage sehen wollte. Als meine Kinder starben, weinte der Himmel blutige Tränen.«

Ich weiß zu gut, wie sehr ihn das bedrückt, und lasse das unkommentiert. Zumindest im Moment.

Dike seufzt unterdrückt, in ihren Augen schimmern Tränen. »Warum ist der Mond wirklich rot wie das Blut der Hydra? Ist da etwa ein Ungeheuer im Spiel?«

»Keine Sorge, diesmal ist kein Monster Schuld daran, das ist pure Physik!«


Der Maisvollmond

trägt seinen Namen nicht umsonst - er ist der kosmische Startschuss für die finale Ernte, bevor der Winter seine eisigen Finger nach uns ausstreckt. Während die Bauern auf den Feldern ihre letzten Maiskolben einsammeln, wirft der Mond sein rötliches Licht auf die goldenen Ähren. Ein Gemälde, das selbst die Musen zu Tränen rühren würde.

Die Wissenschaft hinter dem himmlischen Drama:



Das rote Leuchten: Atmosphäre als göttlicher Filter

Das faszinierende Rot des Blutmonds entsteht durch ein Phänomen, das eleganter ist als jede göttliche Choreografie. Wenn der Mond tief am Horizont steht, muss sein Licht einen wahren Marathon durch unsere Atmosphäre laufen - etwa 40-mal länger als bei einem Mond im Zenit.

Die kosmische Alchemie:

· Die blauen Lichtwellen werden von winzigen Luftmolekülen wie störende Fliegen weggescheucht

· Das rote Licht kämpft sich tapfer durch die atmosphärischen Schichten

· Staub, Dunst und Feuchtigkeit wirken wie ein natürlicher Instagram-Filter

· Der Mond verwandelt sich in einen glühenden Rubin am Nachthimmel


»Aha!«, ruft Herakles triumphierend, »Also ist es wie bei meinem Kampf mit dem Nemeischen Löwen - nur die Stärksten kommen durch! Das rote Licht ist der wahre Held dieser Geschichte.«

»Genau richtig erkannt, Herakles«, wirft Dike, die Göttin der Gerechtigkeit, ein. »Wie gerecht die Natur doch ist. Sie schenkt jedem von uns dieses Schauspiel, egal ob arm oder reich, mächtig oder schwach. Der Blutmond gehört allen Menschen gleichermaßen.«


Die große Mondillusion: Wenn Augen täuschen wie Sirenengesang

Warum der Maisvollmond riesig erscheint:

Der Maisvollmond spielt uns einen Streich, der selbst Odysseus vor Neid erblassen ließe. Er erscheint am Horizont gigantisch – größer als jeder andere Vollmond des Jahres. Doch das ist eine optische Täuschung, so raffiniert wie die Fallen der Sphinx.


Der Trick der Natur:

· Unser Gehirn vergleicht den Mond unbewusst mit Bäumen, Häusern und Bergen

· Am Horizont wirken diese Referenzobjekte winzig neben dem Mond

· Hoch am Himmel hat das Auge keine Vergleichsgrößen

· Resultat: Der Horizont-Mond erscheint bis zu 1,5-mal größer


»Das erinnert mich an meine zweite Arbeit«, sagt Herakles und schmunzelt versonnen, »die Hydra sah auch größer aus, als sie wirklich war – bis ich ihr allzu nahe kam.«



Kulturelle Bedeutung: Mehr als nur hübsch anzusehen

Den Namen Maismond oder Maisvollmond verdankt der Septembervollmond einigen indigenen Stämmen Nordamerikas. Zu diesem Zeitpunkt war der Mais erntereif. Auch die übrigen Bezeichnungen hängen eng der Landwirtschaft zusammen.


Der kosmische Terminkalender:

· Erntezeit: »Der Mond sagt: Jetzt oder nie!«

· Vorbereitung: Wintervorräte sammeln, bevor der Frost kommt.

· Spirituelle Reinigung: Zeit für Dankbarkeit und innere Einkehr.

· Gemeinschaftsrituale: Gemeinsam die Fülle des Jahres feiern.


»Kluge Menschen.« Dike nickt anerkennend, »Sie verstanden, dass wahre Gerechtigkeit bedeutet, der Natur zu nehmen, was man braucht, aber auch zurückzugeben, was man schuldet.«


Europäische Traditionen: Alter Wein in neuen Schläuchen

Unsere Vorfahren kannten die magische Kraft des Herbstmonds:

· Harvest Moon in England – der Erntemond, der den Bauern extra Licht schenkte.

· Herbstmond in Deutschland – Vorbote der gemütlichen Stubenzeit.

· Weinmond in den Alpen – wenn die Trauben ihre süßeste Reife erreichten.



Maisvollmond vs. Blutmond: Ein himmlischer Verwandtschaftsstreit


Der atmosphärische Maisvollmond

Der Maisvollmond ist wie ein temperamentvoller Schauspieler, dafür verlässlich, denn beehrt uns jedes Jahr.

· Unberechenbar: Mal tiefrot, mal orange, mal golden und silberhell

· Launisch: Wetterabhängig und kapriziös


Der ekliptische Blutmond (bei Mondfinsternis)

Der Finsternis-Blutmond hingegen ist der aristokratische Verwandte:

· Selten: Nur alle paar Jahre zu bestaunen

· Gleichmäßig: Perfekt rotes Leuchten über die ganze Mondscheibe


Dramatisch: Ein kosmisches Ereignis ersten Ranges


Herakles und Dike mit Waage
Herakles und Dike

Herakles und Dike im ewigen Streit, beide hängen am Himmel (als Sternbilder Herkules und Jungfrau) und keinen freut es so wirklich:


Dike schaut zum Himmel und lächelt. »Siehst du das, Herakles? Ein Blutmond. Endlich straft der Himmel die Menschen für ihre Maßlosigkeit!«

»Ach komm, Dike. Nicht jedes rote Licht am Himmel bedeutet göttliche Gerechtigkeit.« Herakles zwinkert mir wissend zu. »Das ist Astronomie, kein Weltuntergang.«

»Du mit deiner ewigen Ironie«, erwidert Dike.

Wer hat die Dame eigentlich zu unserem Kränzchen eingeladen? Irgendwie kommt sie stets unangemeldet und schwingt ihre Waage. Da brach schon so manches Glas.

»Früher hätten die Menschen gezittert, geweint, geopfert«, sagt sie und setzt damit noch einen drauf.

»Früher haben sie auch geglaubt, dass ich den Himmel persönlich stütze. Wenigstens kurz als Vertretung für Atlas. Und heute? Da genießen sie das Schauspiel mit Picknick und Kamera. Vielleicht ist das die bessere Strafe. Sie nehmen dir den Schrecken.«

»Unerhört!«, ruft Dike und eilt zur Tür. (Besser sie geht freiwillig, als dass ich ihr das Loch in der Wand mit Nachdruck empfehlen müsste.) »Du machst selbst aus einer düsteren Mondfinsternis einen Witz.«

»Genau das ist mein Job, Göttin der Gerechtigkeit«, erwidert mein Held gelassen. »Und wenn der Mond blutet, erzähle ich einfach eine bessere Geschichte.«

Mal im Vertrauen, wenn den antiken Dichtern nichts einfiel, half Herakles bei meinem Projekt schon mal aus. Er hatte ja genug Zeit zum Grübeln.


Beobachtungstipps für den Blutmond

· Datum: 7. September 2025

· Zeit: 19:30–20:52 Uhr MESZ (totale Phase)

· Ort: überall in Deutschland sichtbar, am besten fernab von Stadtlichtern und mit einem freien Horizont

· Tipp: Ein Fernglas oder eine Kamera mit Stativ macht das Erlebnis noch intensiver


Nachtrag: Nicht immer kann man zum optimalen Beobachtungspunkt fahren, aber auch über Marnitz zeigte er sich schließlich. Wir hatten Spaß beim Warten, und das sind am Ende die Momente, die in Erinnerung bleiben.


Blutmond über Marnitz
Blutmond über Marnitz © Katja Erdmann

Fazit: Ein Himmel voller Geschichten

Der Blutmond vereint Astronomie und Mythologie und erinnert daran, dass der Nachthimmel nicht nur aus Sternen und Schatten besteht, sondern auch aus Geschichten.


Und wer noch tiefer in diese Geschichten eintauchen möchte, findet in »Sternbilder und Himmelsmythen« die Sagen aller klassischen Sternbilder – erzählt von Herakles höchstpersönlich.


ree


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